Ciao „Zettelwirtschaft“: Am Beispiel der Entsorgungs- und Recyclingbranche wird deutlich, was in anderen Bereichen längst Usus ist. Analoges Management ist wirtschaftlich nicht mehr vertretbar!
Was für viele Branchen im Jahr 2020 kaum noch nachvollziehbar ist, ist im Sektor der Entsorger oft noch gängige Praxis. Die Abfallwirtschaft hinkt anderen Wirtschaftszweigen hinterher und setzt nach wie vor weitgehend auf analoges Management. Studien zeigen, dass das Phänomen der „Digitalverweigerer“ im Bereich Abfallmanagement durchaus verbreitet ist. Die Folgen reichen von einfachen Busgeldern über ineffiziente Prozesse bis hin zum Verlust der Wettbewerbsfähigkeit. Der Zug ist noch nicht abgefahren, aber führende Experten sind sich einig: Es ist „höchste Eisenbahn für die Abfallwirtschaft 4.0“ [1]
Phänomen der Analog-Entsorger: Ausmaß und Ursachen
In Zeiten von multidirektionaler Echtzeit-Kommunikation, in der sich führende Unternehmen durch autonom betriebene Fahrzeuge, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz oder Same Day Delivery von anderen abheben, dürfte klar sein, dass die „Digitalisierung […] für die Wirtschaft schon jetzt branchenübergreifend zu einem einschneidenden Transformationsprozess“ [2] geworden ist. Die Mehrheit der Unternehmen hat längst verstanden, dass die ständig steigenden Kundenerwartungen und die gleichzeitig steigende Auftragslast mit analogen Mitteln entweder gar nicht mehr oder zumindest nicht wettbewerbsfähig zu bewerkstelligen sind. Im Vergleich der Branchen wird jedoch klar, dass vor allem Unternehmen der Abfallwirtschaft dem digitalen Wandel eher zurückhaltend entgegenblicken.[3]
In einer Umfrage der NETWASTE GmbH Ende 2016 bei der 170 Teilnehmer aus verschiedenen Teilen der Entsorgungsbranche teilgenommen haben, spiegeln sich das Ausmaß und die Hintergründe der stockenden Digitalisierung wider.
Gleich zu Beginn der Umfrage zeigt sich, wie verzerrt Entsorgungsunternehmen den Stellenwert der Digitalisierung heute und in Zukunft einordnen. Nicht nur, dass knapp die Hälfte der Teilnehmer der heutigen Rolle der Digitalisierung im Unternehmen nur einen geringen bzw. gar keinen Wert zuordneten, auch hinsichtlich zukünftiger Entwicklungen erwartete nur etwas mehr als die Hälfte (55 %), dass die Digitalisierung, die Abfallwirtschaft bedeutend beeinflussen wird.[4]
Dass große Teile der Entsorger die Digitalisierung als eher unwichtig eingestuft haben, ist aber nicht der einzige Grund, wieso Unternehmen der Abfallwirtschaft eher zurückhaltend agieren. Ein Blick auf die untenstehende Grafik zeigt, dass die Digitalisierung für einige Unternehmen auch enorme Herausforderungen mit sich bringt.
Interessant ist vor allem, dass sich mehr als die Hälfte aller Teilnehmer über fehlende Schnittstellen und Standards im Unternehmen beklagten (52,3 %). Ein weiterer großer Teil war der Meinung, dass die ohnehin sehr starke Beanspruchung durch das operative Tagesgeschäft einer zügigen Digitalisierung im Wege stünde. Dazu kommen weitere Herausforderungen wie hohe Investitionskosten, fehlende Mitarbeiter-Kompetenzen oder Unsicherheiten hinsichtlich Trends und Entwicklungen.[5]Es zeigt sich also, dass knapp die Hälfte aller Unternehmen vor größeren Digitalisierungsprojekten aufgrund von mangelnder IT-Infrastruktur, beschränktem Kapital oder begrenzter Personalkapazität zurückschrecken.[6] Die genannten Gründe machen dabei deutlich, dass der Grad der Digitalisierung auch stark von der Größe des Unternehmens abhängt. Experten der Branche empfehlen kleineren Betrieben zunächst auf bewährte Standardlösungen zu setzen, um zum Beispiel in Sachen Routendigitalisierung und Container-Verwaltung auf das gleiche Level wie die Großen zu kommen. Wenn es um die Kosten geht, steht nach Meinung der Experten vor allem die Politik in der Pflicht. Es müsse sichergestellt werden, dass verschiedene Förderprogramme und Kredite eine gewisse finanzielle Chancengleichheit im Thema Abfallwirtschaft 4.0 herstellen.[7] Weiterhin zeigt sich, dass es notwendig ist die Branche für die herausragenden Chancen der Digitalisierung zu sensibilisieren. Dementsprechend ist es wichtig die Akteure dahingehend aufzuklären, wie Digitalisierung smart umgesetzt wird und welche Vorteile dies mit sich bringt.[8]
Abgrund: „Analoges Management“ Das sind die Folgen von mangelnder Digitalisierung im 21. Jahrhundert
Neben den oben genannten Empfehlungen und Maßnahmen zur Erreichung einer digitalen Zukunft in der Abfallwirtschaft, wird es in den kommenden Jahren ebenfalls darum gehen, den betroffenen Unternehmen den Spiegel vorzuhalten und sie für die Folgen mangelnder Digitalisierung zu sensibilisieren.
Rechtliche Probleme
Dass sich digitale Prozesse in der Wirtschaft längst vom „nice-to-have“, zum absoluten „must-have“ entwickelt haben, zeigt beispielsweise auch die 2017 in Kraft getretene Gewerbeabfallverordnung (GewAbfV). Gemäß Verordnung ist die digitale Vorlagepflicht für die Dokumentation von gewerblichen Siedlungsabfällen rechtlich verbindlich. Analoges Management ist also nicht mehr nur ineffizient und weitaus fehleranfälliger als eine digitale Organisation, sondern seit knapp drei Jahren ebenfalls strafbar. Der Gesetzgeber zeigt damit, dass digitales Engagement für den wirtschaftlichen Erfolg unbedingt notwendig ist. Dennoch stellt der Transformationsprozess in einer Branche, in der „das klassische Sammeln von Belegen und das manuelle Ausfüllen von Excel-Tabellen bisher gang und gäbe war“[9], zahlreiche Unternehmen vor große Herausforderungen.[10]
Zeit und Geld
Analoge Prozesse, bei denen der Mensch den Großteil der Arbeit ohne digitale Unterstützung durchführt, sind aber nicht nur teilweise verboten, sondern kosten den Entsorgern vor allem Zeit und Geld. Das Problem wird deutlich, wenn man bedenkt, dass ein einzelner Entsorgungsauftrag über 60 Prozesse auslösen kann und Personalkosten in Deutschland einen Großteil der Kostenstruktur ausmachen. Unzureichend digitalisierte Prozesse in der Abfallwirtschaft lassen also die Kosten für einen Auftrag in die Höhe schnellen und enden letztlich in einem Preis, der früher oder später nicht mehr wettbewerbsfähig sein wird.[11]
Transparenz
Dem nicht genug, verzichten Betriebe, die sich beim Thema Digitalisierung quer stellen, freiwillig auf deren vermeintlich größten Vorteil. Dabei braucht man sich nur vorzustellen, wie genial es wäre, wenn man per Knopfdruck zu jeder Zeit, auf einen Blick herausfinden könnte, welche Prozesse, an welchem Ort, wie gut funktionieren und ob ein etwaiger Eingriff notwendig ist. Sogenannte Cockpit-Charts, sind keine Zukunftsmusik mehr und basieren auf transparenten Prozessen, die intelligent getrackt und mit digitalen Systemen vernetzt sind. Somit können zyklische Kontrollen und manuelle Überwachungen durch „Service on Demand“ ersetzt werden. Das heißt, dass Mitarbeiter immer nur dann eingesetzt werden müssen, wenn es auch wirklich notwendig ist und nicht verschwenderisch aus Vorsorge.
Transparenz in Verbindung mit Digitalisierung hilft aber nicht nur Fehler sofort zu erkennen und Ressourcen zu schonen, sondern trägt auch entscheidend zur Verbesserung der Kundenzufriedenheit bei. Versetzt man sich beispielsweise in die Lage eines Kunden, der einen Container bestellen möchte, so dürfte schnell klar sein, dass ein solcher Mietvertrag an verschiedenen Stellen Fragen aufwirft. Vor dem Vertrag ist für den Kunden entscheidend, ob ein Händler den passenden Container, zum richtigen Preis, pünktlich, zur gewünschten Stelle transportieren kann. In den allermeisten Fällen wird der Kunde dafür im Netz verschiedene Dienstleister vergleichen und sich letztlich für den Betrieb entscheiden, der die offenen Fragen vollständig und zufriedenstellend beantwortet. Dabei werden Entsorger und Containerdienste, ohne eine transparente und digitale Darstellung der Preise oder der Verfügbarkeit oft nicht einmal mehr berücksichtigt.
Experten sind sich einig: Durch den rasanten Erfolg mobiler Endgeräte sind es die allermeisten Menschen heutzutage gewohnt Informationen einfach und schnell von überall abrufen zu können. In den nächsten Jahren wird das Thema Transparenz in Verbindung mit ständiger Verfügbarkeit, auch in der Entsorgungsbranche, eine immer größere Rolle spielen.[12]
So klappt die Abfallwirtschaft 4.0 – Warum Digitalisierung nicht immer kompliziert und teuer sein muss
Bei genauerer Betrachtung der zahlreichen Faktoren, die viele Entsorger auf dem Weg zur Digitalisierung hemmen[13] entsteht zwangsläufig die Frage, ob diese Dinge tatsächlich ein reales Problem darstellen oder ob Digitalisierung für die Verantwortlichen oft nur teuer, kompliziert und zeitraubend wirkt, weil Sie sich zu viel oder falsche Dinge vornehmen?!
In einem Beitrag zum Thema Abfallwirtschaft 4.0, der Ende 2019 im Recyclingmagazin erschienen ist, wurden verschiedene Experten aus der Branche zu dieser Thematik befragt. Herauskristallisiert hat sich vor allem, dass ein Großteil aller Digitalisierungsprojekte scheitert, weil bestimmte Mitarbeiter zu spät über die modernen Veränderungen aufgeklärt werden. Demnach muss im ersten Schritt die Akzeptanz und das Verständnis der Belegschaft für die Initiative in Richtung Abfallwirtschaft 4.0 sichergestellt werden. Ist das erledigt, können anschließend einzelne, machbare Projekte definiert werden. Hier wird es vor allem darauf ankommen kleine Schritte zu gehen und überschaubare Ziele zu definieren. THINK BIG sei im Zuge der Digitalisierung der falsche Weg und führe neben Überforderung auch dazu, dass sich Betriebe, nach gescheiterten Großprojekten, vom Thema Digitalisierung abwenden.[14]
Die „wie für mich gemacht“ Digitalisierungsmaßnahme – Smarte Softwarelösungen passen sich Ihren Bedürfnissen an und wachsen mit.
Am Beispiel der „4mobile Container“ der ICS Group zeigt sich, dass es durchaus auch für kleinere Entsorger und Containerdienste smarte Möglichkeiten gibt, die einen auf dem Weg zur Digitalisierung effizient und ohne größere Hürden unterstützen. ICS beschreibt seine Lösung 4mobile als mobile App für das ganzheitliche Management von Außendienst-Aufträgen und integriert in seine Entsorger-Branchenlösung zahlreiche praxisbewährte Funktionen sowie Features für die Abfallwirtschaft. Unternehmensübergreifend werden so Transport, Logistik und Service individuell verzahnt. Die Anwendung basiert auf einer offenen Softwarearchitektur und ermöglicht so nicht nur das individuelle Customizing nach dem Baukastenprinzip, sondern auch den stetigen Ausbau aufgrund aktueller oder zukünftiger Markterfordernisse. 4mobile begleitet Anwender dynamisch in die Zukunft!
Dabei setzt die ICS Group auf intelligente, standardisierte Schnittstellen zu branchenüblichen ERP-Systemen, wie CONWIN, RONA, ATHOS, CANDIS.OT und BASION. Darüber hinaus lassen sich, neueste Standards und Features, wie zum Beispiel Bluetooth Tracker oder Füllstandsensoren, unkompliziert in die Softwareumgebung integrieren.
Durch die Digitalisierung sämtlicher Prozesse steigt die Transparenz, wodurch Aufträge inklusive Routenplanung direkt aus dem Büro in Echtzeit an den Fahrer übermittelt werden können.
So lassen sich bedarfsgerechte Containerlieferungen schnell und einfach realisieren, Ankunftszeitfenster dynamisch in Echtzeit tracken und Dokumente direkt digital erfassen, austauschen und archivieren. Abholungen können entweder bedarfssynchron oder mit zusätzlichen Smart Devices, optional füllstandsbasiert erfolgen. Aufträge werden direkt vor Ort nach Abwicklung in die Faktura überführt. So lässt sich nicht nur die Effektivität des Controllings verbessern, sondern auch die Effizienz des Ressourceneinsatzes sowie mittelbar auch die Liquidität des Unternehmens, was letztlich zu einer nachhaltigeren und wirtschaftlicheren Arbeitsweise beiträgt.
Auf die Frage, wie sehr die Implementierung bzw. die Einführung der App das operative Tagesgeschäft beeinflusst, gibt ICS die Antwort, dass sich der Zusatzaufwand der Mitarbeiter auf ein Minimum beschränkt. Kompakte Schulungen und intuitive Benutzeroberflächen sorgen dafür, dass Mitarbeiter schnellstmöglich mit der Anwendung umgehen können und eine geregelte Nutzung bereits nach kürzester Zeit garantiert ist. Die Produktivitätssteigerung durch den digitalen Prozess wirkt direkt mit Go-Live und steigert so unmittelbar und bidirektional die Motivation in der Disposition sowie im Außendienst.
Damit räumt die mit dem Telematik Award prämierte App nicht nur alle größeren Hürden der Entsorger, auf der Digitalisierungsstraße, aus dem Weg (1. fehlende Schnittstellen, 2. zusätzliche Belastung der Mitarbeiter 3. hohe Investitionskosten[15]), sondern bietet im gleichen Zug eine Möglichkeit, Digitalisierung in kleinen Schritten unkompliziert und gewinnbringend umzusetzen.
[1] https://www.recyclingmagazin.de/2019/12/10/hoechste-eisenbahn-fuer-die-abfallwirtschaft-4-0/
[2] https://www.ggsc.de/arbeitsfelder/abfallwirtschaft-abfallrecht/newsletter/details/news/1685-digitalisierung-in-der-abfallwirtschaft
[3] https://www.ggsc.de/arbeitsfelder/abfallwirtschaft-abfallrecht/newsletter/details/news/1685-digitalisierung-in-der-abfallwirtschaft
[4] Vgl. https://www.bvse.de/aktuelles/nachrichten/1271-die-digitalisierung-der-abfallwirtschaft-umfrage-deckt-unsicherheit-bei-entsorgern-auf.html
[5] https://www.bvse.de/aktuelles/nachrichten/1271-die-digitalisierung-der-abfallwirtschaft-umfrage-deckt-unsicherheit-bei-entsorgern-auf.html
[6] Vgl. https://www.bvse.de/aktuelles/nachrichten/1271-die-digitalisierung-der-abfallwirtschaft-umfrage-deckt-unsicherheit-bei-entsorgern-auf.html
[7] https://eu-recycling.com/Archive/23607
[8] https://eu-recycling.com/Archive/23607
[9] https://www.resourcify.de/mehr-erfahren/technologie-im-abfallmanagement/
[10] https://www.resourcify.de/mehr-erfahren/technologie-im-abfallmanagement/
[11] https://www.recyclingmagazin.de/2019/12/10/hoechste-eisenbahn-fuer-die-abfallwirtschaft-4-0/
[12] https://www.recyclingmagazin.de/2019/12/10/hoechste-eisenbahn-fuer-die-abfallwirtschaft-4-0/
[13] Siehe Abb. 1
[14] https://www.recyclingmagazin.de/2019/12/10/hoechste-eisenbahn-fuer-die-abfallwirtschaft-4-0/
[15] Abb. 1: Antworten 1-3
[i] https://www.bvse.de/aktuelles/nachrichten/1271-die-digitalisierung-der-abfallwirtschaft-umfrage-deckt-unsicherheit-bei-entsorgern-auf.html