Das Transportleitsystem für transparente Echtzeit-Logistik

Gegenwärtig haben Unternehmen nicht nur mit den Belastungen äußerer wirtschaftlicher Einflüsse wie abgerissenen Lieferketten und zunehmender Inflation zu kämpfen, sondern müssen sich auch auf die Bewältigung unternehmenseigener Herausforderungen konzentrieren. Im Hinblick auf die Digitalisierung der internen Transport- und Bereitstellungsprozesse vieler Unternehmen, ist fehlende Transparenz ein häufig auftretender Schwachpunkt und daher ein Hindernis für den effizienten Einsatz von vorhandenen Material- und Transportressourcen.
Probleme und Herausforderungen der Transportlogistik
Trotz großem Digitalisierungsdrang wird der Alltag der Transportlogistik noch zu einem überwiegenden Anteil durch Telefon und Papierverkehr bewältigt. Davon betroffen ist die Schnittstelle der außer- und innerbetrieblichen Materialwirtschaft. Hier fehlen teilweise wirksame Rechtsverordnungen, die einen papierlosen Warenaustausch sicherstellen und damit die Produktivität fördern würden. Hinzu kommt die notwendige Koordination & Organisation der Transportprozesse – denn das Zusammenspiel externer Dienstleister und Werksangehöriger in der Intralogistik kann durchaus chaotische Zustände annehmen. Insbesondere wenn die Kommunikation und Steuerung von Transportaufträgen noch häufig per Zuruf, Telekommunikation oder per E-Mail erfolgt. Eine transparente Steuerung der Waren- und Informationsströme gilt für eine ordnungsgemäße Abstimmung innerhalb der Transportlogistik als wünschenswert und sorgt für ein entschiedenes Eingreifen, wenn die Übersicht erhalten werden soll. Eine weitere Herausforderung der Transportlogistik ist die Effizienz. Für die Bedürfnisse der Transportlogistik bedeutet dies: das Erreichen der maximalen Auslastung der Kapazitäten in zeitlicher als auch in funktionaler Hinsicht. Transportressourcen, wie beispielsweise Gabelstapler, sollen am richtigen Ort, zur richtigen Zeit mit den richtigen Fähigkeiten zur Verfügung stehen, um Logistikleistungen effektiv und Logistikkosten gering zu gestalten. Als erschwerend für die Umsetzung einer maximalen Kapazitäts-Auslastung der Transportlogistik gelten Leer- als auch Suchfahrten des Logistikfuhrparks, welche vermieden werden sollen. Die aufgezählten Problemstellungen und unternehmerischen Herausforderungen bieten den idealen Nährboden für eine digitalisierte Lösung an. Die Sicherstellung von Transparenz und Nachverfolgbarkeit innerhalb der täglichen Warenbewegungen muss ein Prozessziel der Transportlogistik sein, das beispielsweise durch die Integration eines Transportleitsystems umgesetzt werden kann. [1]
Was ist ein Transportleitsystem?
Die zugrundeliegende Idee für die Einführung eines Transportleitsystems liegt in seinem Versprechen Transporte vom Absender zum Empfänger für die Wahrnehmung aller Transportbeteiligten so transparent wie nur möglich darzustellen. Ein verwandtes aber für komplexe Anforderungen eher ungeeignetes Tool bietet das Tracking, welches zum Zwecke der Sendungsverfolgung genutzt wird. Allerdings ist der Informationsgehalt des Trackings begrenzt. Der Handlungsrahmen der Sendungsverfolgung endet oftmals bei der Ankunft der Fracht am Werksgelände. Alle weiteren Waren- und Transportbewegungen innerhalb des Werksgeländes werden vom Tracking nicht abgedeckt. Die Komplexität der werksinternen Warenbewegungen und Transportprozesse hängt mit der Frequenz der Warenbewegung als auch von der großen Anzahl der Akteure innerhalb der Logistikkette ab. Das Transportleitsystem erleichtert die Koordination und Organisation aller Akteure der Transportprozesse. Als übergeordnete Plattform ermöglicht es einen systemunabhängigen und freien Zugriff und dient so als manuelle Schnittstelle der Transporterfassung.
Wie funktioniert das Transportleitsystem?
Die Software des Transportleitsystems besteht im Grunde aus einem Transportmanagementsystem, welches enge Verknüpfungen mit einem Lagerverwaltungssystem und einem ERP-System aufweist.
Sieht ein Arbeitsauftrag beispielsweise den Transport zweier Maschinen vor, die von Halle A nach Halle B verlegt werden sollen, muss zunächst ein Transportauftrag erstellt werden. Die Priorität dieses Transports lässt sich als gering, mittel oder hoch einstufen. Schließlich müssen Lieferziele ausgewählt werden, die sich je nach Werksgelände beziehungsweise spezifischen Anforderungen in der Software vordefinieren lassen. Abschließend müssen die Artikel ausgewählt werden, die im Zuge des Auftrags am ausgewählten Liefertag transportiert werden sollen. Hier besteht die Fähigkeit bei gleichem Ziel, eine Entnahme der Teile aus verschiedenen Lägern bzw. Quellen zu realisieren und somit eine Ladung aus mehreren Artikeln zu bilden, welche alle zum gleichen Ziel transportiert werden müssen. Mit dem Transportleitsystem ist außerdem ein mobiles Transportmanagementsystem verbunden, das alle Transportaufträge in einem Pool sammelt. Aufträge können hier gesichtet und verteilt werden. Grob unterscheidet man zwischen einzelnen Artikeln und Artikelgruppen. So ist es möglich intelligent und agil Transportaufträge zwischen den Transportführern zu verteilen.

Vorteile eines Transportleitsystems
Das Transportleitsystem der ICS Group ermöglicht digitale Einblicke über den Zustand, Quantität und Natur der beförderten Ware, die räumliche Distanz und Bedingungen zur Überbrückung der Förderstrecke sowie die Frequenz der Transportaufträge und der benötigten Flurförderfahrzeuge. Der gesamte Transportumfang mit allen wichtigen Informationen erlaubt einen digitalen Zugang aller teilnehmenden Parteien, der orts- und zeitunabhängig stattfinden kann. Außerdem ist eine Komplexitätsreduzierung möglich, da hoher und unübersichtlicher Papieraufwand wegfällt und Transportaufträge, speziell jene der Intralogistik, intelligenter und flexibler gestaltet werden können. Insbesondere die hohe Fluktuation vieler Akteure muss steuer- und nachvollziehbar sein. Dank der Open-Interface Struktur des Transportleitsystems kann jeder Teilnehmer darauf zugreifen, denn das Transportleitsystem lässt sich auf allen gängigen Android Mobilcomputern, z.B. Business Tablets, Rugged Devices, Smartphones, Handhelds und Staplerterminals verwenden.
Neben der Komplexität können auch Kosten erfolgreich reduziert werden. Eine agile Auftragserteilung von Flurförderfahrzeugen auf dem Werksgelände beugt flexibel die Entstehung von Such- & Leerfahrten vor. Zügig lassen sich die Standorte der Fahrzeuge via Geodaten auf dem Werksgelände nachvollziehen, während parallel die Eignung gewisser Fahrzeuge für den jeweiligen Arbeitsauftrag geprüft wird. Zeiteinsparungen und eine optimale Auslastung der Kapazitäten sind die Folge.
Nennenswert ist zudem die Kombination mit smarten KI-gestützten Anwendungen. So bietet die ICS Group ein Transportleitsystem mit integrierter Computer Vision an. Dies ermöglicht eine innovative Automatisierung der Transportaufträge. Warenbewegungen können per Kamera (z.B. mittels Drohne) und intelligenter Software automatisiert erfasst und analysiert werden. Papierbelege sowie manuelle Scanprozesse werden somit obsolet und effiziente Buchungsvorgänge lassen sich sicherstellen.
Transportleitsystem: Wer profitiert davon?
Mit Partnern wie der PCK Raffinerie GmbH hat die ICS Group im Rahmen ihres Engagements im Innovation Campus meBEST und im Kompetenzcenter Digitalisierung einen interessanten Partner für die Anwendung eines echtzeit-fähigen Transportleitsystems gewonnen. Die individuellen Problemstellungen der Raffinerie lassen sich problemlos auf das Transportleitsystem (TLS) der ICS Group anwenden. Regelmäßige Wartungsarbeiten auf dem Werksgelände benötigen einen temporären Materialcontainer vor Ort. Ziel ist es, eine möglichst kontrollierte und lokale Warenausgabe zur Unterstützung der Wartungstrupps zu garantieren. Denn die Wartungsintervalle sind kostenintensiv und sollen so kurz wie möglich gehalten werden. Zeitkritische Transporte von wichtigen Montageteilen müssen transparent, verlässlich und belastbar gestaltet werden. Durch das transportierte “digitale Wissen” werden lokale temporäre Materialcontainer befüllt und mittels Lagerverwaltungs-Funktionalitäten wie Einlagerungen bis zur kontrollierten Warenausgabe transparent unterstützt.
Generell ist das Transportleitsystem für diejenigen Unternehmen attraktiv, die ihre Transportprozesse im Werkverkehr aktuell manuell steuern. Transporte benötigen Informationen und Statusoptimierungen, unabhängig ob sich die Anwender der Industrie, dem Handel oder anderweitigen Dienstleistungen zuordnen lassen. Der Digitalisierung wird eine Schlüsselrolle zuteil, um Kosten zu reduzieren, wichtige Prozesse transparent sowie innovativ zu gestalten und dem Wettbewerb einen entscheidenden Schritt voraus zu sein. Dass ein Transportleitsystem dabei helfen kann, steht außer Frage.
[1] Quelle: Christof Schulte: Logistik- Wege zur Optimierung der Supply Chain 6. Auflage S.156-159