Eine Produktion von Müllbergen und Plastikseen!
Neueste Statistiken zeigen: Mit der Corona-Krise steigt auch das Abfallaufkommen…
Müssen künftige Generationen zwangsläufig damit leben, dass es mehr Plastik als Fische im Meer gibt? Sind Berge aus Müll unvermeidbar? Warum Plastik nicht immer schlecht ist, Abfall dagegen schon und wie Unternehmen und Privatleute einen entscheidenden Beitrag für eine grünere Zukunft leisten können.
Inhalt
1. Ständig steigender Verpackungsbedarf und seine Folgen
2. Plastik ist umweltschädlich! oder doch nicht?
3. Wieso sich Abfallvermeidung für Unternehmen besonders lohnt!
4. Gemeinsam für eine saubere Zukunft
5. Die Rolle des Staates bzw. der EU
1. Ständig steigender Verpackungsbedarf und seine Folgen
Was ist das Problem an Plastikmüll?
Die Produktion von Kunststoffen steigt Jahr für Jahr und immer mehr davon landet in der Umwelt, wo synthetische Materialien kaum abgebaut werden können und deshalb immer mehr Raum einnehmen. Große Teile der Plastikflut landen in Weltmeeren, in denen Kleinstlebewesen die winzigen Plastikteilchen nicht mehr von normaler Nahrung unterscheiden können und vermehrt zu sich nehmen. Über die Fische, die sich von den, mit Plastik gefüllten, Lebewesen ernähren, kommt das sogenannte Mikroplastik auch in unseren Organismus. Auch wenn die Folgen von Mikroplastik noch nicht hinreichend erforscht sind, sollte die Entwicklung zu denken geben.[2]
Auch die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Beispielsweise wurden in den Jahren zwischen 1950 und 2015 knapp 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert, davon allein die Hälfte zwischen 2002 und 2015. Von den 6,3 Milliarden Tonnen, die bereits als Müll angefallen sind, wurden nur gut 9 % recycelt. Weitere 13 % wurden verbrannt und leisteten einen bedeutenden, negativen Beitrag zur weltweiten CO² Emission. Der Rest, das heißt, fast 5 Milliarden Tonnen (78%) befindet sich noch auf Deponien oder in der Umwelt.[3]
Haupt-Müllquellen stellen dabei die hoch entwickelten Industrienationen dar. Obwohl nur knapp 16 % aller Menschen in solchen Ländern leben, wird dort knapp 1/3 des weltweiten Müllaufkommen verursacht. Auch wenn die Recyclingquote bei verhältnismäßig hohen 30 % liegt, muss in Zukunft alles dafür getan werden die Verschmutzung von Ökosystemen weiter zurückzudrängen.[4]
Situation in Deutschland & Auswirkungen der Corona-Krise
Im Jahr 2017 meldete das Umweltbundesamt (UBA) ein Müllaufkommen in Deutschland von ca. 18,7 Millionen Tonnen. Das heißt, dass jeder Deutsche, in einem Jahr, durchschnittlich 226,5 kg Verpackungen wegschmeißt. Schon damals nannte das UBA als Gründe vor allem den stärker werdenden Onlinehandel, sowie den Trend hin zur „To Go – Ernährung“.[5]
Durch die Corona-Krise hat sich dieses Problem nochmal verschärft. Einwegboxen, -becher, und -besteck sind immer noch einsamer Standard, wenn es um Essen und Trinken zum Mitnehmen geht. Hinzu kommen Einwegmasken und Wegwerfhandschuhe. Summa Summarum hat sich das Plastikmüll-Aufkommen der Privatleute in Deutschland seit Beginn der Krise um knapp zehn Prozent erhöht. Hinzu kommen teilweise stark steigende Mengen im Bereich Bio-, Glas-, und Restmüll (Bsp. Berlin: + 8%).[6]
Neben dem erhöhten Aufkommen an Plastikabfällen wirkt sich auch der enorme Nachfragerückgang an wiederaufbereiteten Kunststoffen negativ auf die Abfallentwicklung aus. Laut des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) e.V. liegt der Rückgang, über alle Kunststoffarten hinweg, bei durchschnittlich 41 %. Verantwortlich für den Markteinbruch sei vor allem der Preisverfall des Rohöls, der den Primärkunststoff noch billiger gemacht hat. Außerdem nennt der BDE den allgemeinen konjunkturbedingten Nachfragerückgang als wichtigen Grund für weniger Einsatz von Plastik-Rezyklaten.[7]
2. Plastik ist umweltschädlich! Oder doch nicht?
Auch wenn Plastik oft als universelle Belastung für die Umwelt eingestuft wird, ist es in vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken. Bevor man sämtliche Kunststoffarten pauschal abschreibt, sollte man sich etwas genauer mit den einzelnen Produkten auseinandersetzen, die aus Plastik gefertigt werden. Betrachtet man Nutzungsdauer und Austauschbarkeit, wird deutlich, dass es sich bei Plastikprodukten um ein „zweischneidiges Schwert“ handelt.
Auf der einen Seite lassen sich kurzlebige Alltagsprodukte, wie Strohhalme, Einweggeschirr, Flaschen, Tüten oder Zahnbürsten relativ einfach ersetzen, weshalb sie zu den Gütern zählen, die man als „böses Plastik“ bezeichnen könnte. Generell gilt: Austauschbare Plastikprodukte mit kurzen Lebenszyklen leisten einen erheblichen Beitrag zur Plastikflut in unserer Umwelt und sollten möglichst durch Alternativprodukte ausgetauscht werden.
Auf der anderen Seite können Kunststoffe aber gut und gerne auch als wissenschaftliche Errungenschaft gesehen werden, denn das oft gescholtene Plastik, dass unsere Umwelt in bizarren Mengen belastet, hat gleichzeitig in anderen Bereichen, unser aller Leben nennenswert verbessert. Werden Kunststoffe zum Beispiel, aufgrund ihrer Eigenschaften, als Leichtbaumaterial in Autos oder als Fassadendämmung neuer Gebäude eingesetzt, so wird durch Plastik Nachhaltigkeit überhaupt erst möglich.[8] Zudem können Teflon-Pfannen, Fahrzeugreifen, aber auch jegliche Büroausrüstung, wie Computer, Tastatur, Maus oder 3D-Drucker über Jahre verwendet werden und sind obendrein für viele Menschen von existenzieller Bedeutung.
Wie viele Leben durch Plastik bereits gerettet, geschützt oder zumindest verbessert werden konnten wird klar, wenn man bedenkt, dass jegliche Helme, Airbags, aber auch Schutzanzüge aus intelligenten Kunststoffen gefertigt werden. Hinzu kommt, dass mehr als die Hälfte aller medizinischen Produkte mittlerweile aus synthetischen Materialien hergestellt werden.
3. Wieso sich Abfallvermeidung für Unternehmen besonders lohnt!
Auch wenn man Plastik nicht generell verbieten sollte und es viele gute Gründe für einen bewussten Plastikeinsatz gibt, muss klar sein, dass Plastik nur so lange gut ist, wie es auch genutzt wird. Fällt es als Abfall an, vergiftet es die Umwelt und schadet nicht nur uns, sondern vor allem künftigen Generationen. Ein bewusster Einsatz, lange Nutzungsdauern und eine hohe Recyclingquote müssen die Leitlinien beim Einsatz von Plastik sein.
Vor allem in Unternehmen nimmt das Thema Abfallvermeidung oft eine viel zu untergeordnete Rolle ein. Viele Betriebe sind sich offenbar nicht bewusst, dass jeder Euro, der durch ein geringeres Müllaufkommen, eingespart wurde, ein Euro mehr an Gewinn bedeutet. Betriebe, mit geringerem Müllaufkommen verbrauchen weniger Ressourcen und sind letztlich auch weniger abhängig von schwankenden Rohstoffpreisen. Ein intelligentes und vor allem funktionierendes Abfallmanagement verbessert also nicht nur das Image und den ökologischen Fußabdruck des Unternehmens, sondern vor allem auch das Geschäftsergebnis.[9]
Hinzu kommt, dass der Gesetzgeber, unter anderem im Verpackungs- und Kreislaufwirtschaftsgesetz, Unternehmen zur Abfallvermeidung verpflichtet. Wer nicht gegen Richtlinien verstoßen, mehr Gewinne und gleichzeitig eine saubere Umwelt will, der sollte sich fragen, wie man Abfall im Betrieb schnell und nachhaltig vermeidet!
Allgemein gilt für Unternehmen, dass Abfall in fast allen Fällen ein sicheres Signal für Verschwendung darstellt und zeigt: „Hier ist etwas zu tun, hier können Prozesse optimiert werden“. Dabei ist es wichtig, dass man nicht blind der Frage hinterherläuft, wie man mit dem Müll, der anfällt umgeht, sondern vor allem wo er entsteht und wie ich ihn am besten gar nicht erst produziere.[10] Um Müll im Unternehmen den Kampf anzusagen und Schritt für Schritt ökologische und ökonomische Vorteile aus der Tonne zu ziehen, empfehlen Experten die Anwendung des KVP- bzw. CIP-Ansatzes. Dabei sollen vorherrschende Prozesse zunächst messbar und mit geeigneten Kennzahlen unterlegt werden. Zur gemessenen Ist-Kennzahl muss anschließend ein Zielwert definiert werden, welcher durch einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess (engl.: Continuous Imoprovement Process) erreicht werden soll. Konkret bedeutet das, dass Prozesse so lange optimiert werden, bis man mit der Performance zufrieden ist.[11]
Im industriellen Kontext kann dies unter anderem mit intelligenten Softwarelösungen beim Verpackungsprozess umgesetzt werden. Am Beispiel der ICS Smart Packaging Software zeigt sich, wie intelligente Systeme dazu beitragen, dass Verpackungsmengen und damit auch synthetische Füllmaterialien, deutlich reduziert werden können. Konsequent angewendet führt dies zu signifikanten Kosteneinsparungen.
4. Gemeinsam für eine saubere Zukunft
Wie jeder ein Stück zur sauberen Umwelt beitragen kann
In Zeiten von Social Media und mobilem Internet kann man sich kaum noch davor verstecken mit dem Thema Plastikflut konfrontiert zu werden. Verfolgt man Beiträge zu verstärktem Müllaufkommen oder ist gar Teil einer Diskussion, in der es um Mikroplastik geht, ertappt man sich oder andere schnell bei Gedanken oder Aussagen, wie „Das Meer wird auch nicht sauberer, durch mich“ oder „Es ändert sich doch sowieso nichts, wenn, nur ich, künftig auf Plastik verzichte…“. Obwohl diese Gedanken nicht grundlegend falsch sind, offenbaren sie ein Grundproblem unserer Gesellschaft. Die meisten Menschen scheinen sich nicht bewusst darüber zu sein, dass jeder noch so kleine Beitrag, ein Schritt in die richtige Richtung bedeutet. Das heißt, dass jede eingesparte Plastikverpackung an jedem Tag einen Beitrag zur Lösung des Problems leistet. Wie einfach das gehen kann zeigen Ihnen die folgenden fünf Tipps, für den Alltag: [12]
Tipp 1: Einwegflaschen, Plastikgeschirr oder Wegwerf-Deko vermeiden.
Einfach beim nächsten Einkauf darauf achten, ob die Alternativen aus Glas, Holz, Stoff oder Metall nicht ausreichen?!
Tipp 2: Körbe oder Stofftaschen, statt Plastiktüten beim Einkauf nutzen.
2018 hat jeder Deutsche im Schnitt 76 Plastiktüten verbraucht. Körbe, bzw. Stofftaschen können wiederverwendet werden und sind meist noch stabiler!
Tipp 3: Mülltrennung ernst nehmen.
In Deutschland wird so viel Plastik verbraucht, wie in keinem anderen Land der EU. Eine saubere Mülltrennung hilft die zumindest die Recyclingquote hoch zu halten.
Tipp 4: Upcyclen bzw. Reparieren, statt wegwerfen und Neukaufen.
Im Gegensatz zum To Go Hype empfehlen wir Ihnen eher auf den Upcycle-Zug aufzuspringen. Ausgediente Flaschen können als Kerzenständer supermodern aussehen. Aber auch Blumentöpfe in Form von aufbereiteten Plastikbechern machen oft eine bessere Figur als man denkt. Viele weitere Tipps gibt´s im Netz…
Tipp 5: Wenn möglich „eat here“ statt „take away“ wählen.
Auch wenn uns der hektische Alltag und vor allem auch Corona dazu verleiten Essen auf dem Weg oder zu Hause einzunehmen, sollte man sich kurz Gedanken dazu machen, ob man nicht doch vor Ort essen kann oder ob sich zumindest durch das eigene Abholen Ressourcen sparen lassen.
Innovationen die Hoffnung machen
Neben den Maßnahmen, die jeder Einzelne im Privatleben umsetzen kann, um damit seinen persönlichen Beitrag zu leisten, gibt es immer mehr Unternehmen und Organisationen, die sich der Müllflut mit innovativen Ideen entgegenstemmen. Von Ideen, wie Ocean Cleanup oder Sea Clear bei denen Müll auf verschiedene Arten aus den Weltmeeren gesammelt werden soll, über Straßen aus Plastik, bis hin zu plastik-fressenden Enzymen und flüssigem Holz, das Plastik ersetzen soll, sind den Ideen kaum Grenzen gesetzt.
Auch wenn manche Ideen erfolgsversprechender sind als andere, machen solche „Anti-Plastik-Startups“ Hoffnung und zeigen, dass der Wille die Erde sauber zu halten, in vielen Köpfen fest verankert ist.
5. Welche Rolle spielt der Staat bzw. die EU beim Thema Abfallvermeidung?
Damit unser blauer Planet auch weiterhin blau bleibt und nicht weiter ungebremst mit Plastik übersät wird, reichen großartige Ideen und das Umdenken Einzelner leider nicht aus. Auch der Staat bzw. Staatengemeinschaften wie die Europäische Union haben einen wichtigen Beitrag zum Großen und Ganzen zu leisten.
Die Rolle des Staates besteht zu einem großen Teil darin Informations- uns Sensibilisierungsarbeit in Sachen Abfallvermeidung zu leisten. Ebenso ist der Staat verantwortlich für Forschung, Entwicklung, Rechtssetzung und Vollzug in diesem Bereich. Der Staat interagiert Hand in Hand mit dem Markt, dessen Akteure, über Instrumente wie Preis, Produktionsdesign und Innovationen, ihren Teil zur Abfallvermeidung beitragen können und müssen. [13]
Natürlich ist sich der Staat auch darüber bewusst, dass das hohe Müllaufkommen kein nationales Problem ist, sondern global bekämpft werden muss. Aus diesem Grund werden Beschlüsse und Richtlinien seit einigen Jahren auch auf EU-Ebene getroffen. Ein Durchbruch bildet das EU-Abfallpaket, das 2018 verabschiedet wurde und dem Ziel einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft in Europa hinterhereifert. Neben Recyclingzielen und der Reduzierung von Deponieabfällen werden in den kommenden Jahren auch eine separate Bio-Müll-Entsorgung und Ziele zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung verbindlich eingeführt.
Fazit
Auch wenn ausgedientes Plastik unserer Umwelt erheblich schadet, dürfte klar sein, dass Kunststoffe nicht ohne weiteres aus der Wertschöpfung eliminiert werden können. Synthetische Materialien sind an vielen Stellen in Produktion und Logistik unverzichtbar, machen Nachhaltigkeit erst möglich oder können, aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften, sogar Leben retten. Vielmehr sollte ein bewusster und schonungsvoller Umgang mit Plastik unser aller Ziel sein. Dabei spielt die Förderung des Marktes, für Stoffe aus Kunstoff-Recycling, eine genau so große Rolle, wie das gesetzliche Verbot von Einweggeschirr oder die Subventionierung von Start-Ups, die sich gegen das Plastikproblem einsetzen.
Wenn wir uns gemeinsam – als Wirtschaftsunternehmen, als Partner in der Supply Chain und als globale Gesellschaft – unserer Verantwortung gegenüber den künftigen Generationen bewusstwerden und geschlossen an einer sauberen Umwelt arbeiten, dann wird auch jeder noch so kleine Beitrag in die richtige Richtung, in Summe einer nachhaltigen Wertschöpfung dienen!
[1] Plastik wird in diesem Artikel als umgangssprachlicher Begriff für Kunststoffe aller Art verwendet.
[2] Vgl. https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/quarks-und-co/video-plastik-ueberall-wie-stoppen-wir-das-muellproblem-100.html
[3] Vgl. https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/quarks-und-co/video-plastik-ueberall-wie-stoppen-wir-das-muellproblem-100.html
[4] Vgl. https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2018-09/umweltverschmutzung-weltbank-muell-zunahme-milliarden-tonnen-plastik
[5] Vgl. https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/verpackungsmuell-deutsche-produzieren-226-5-kilogramm-pro-jahr-a-1296974.html
[6] Vgl. https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/coronavirus-plastikmuell-muellaufkommen-100.html
[7] Vgl. https://logistik-heute.de/news/coronapandemie-rezyklatmarkt-flaechendeckend-eingebrochen-31397.html
[8] https://www.aktiv-online.de/news/wie-plastikmuell-besser-verwertet-werden-kann-2315
[9] https://www.weka.de/umweltschutz/abfallvermeidung-im-unternehmen/
[10] https://www.weka.de/umweltschutz/abfallvermeidung-im-unternehmen/
[11] https://www.weka.de/umweltschutz/abfallvermeidung-im-unternehmen/
[12] https://www.greenpeace.de/themen/endlager-umwelt/plastikmuell/10-tipps-fuer-weniger-plastik
[13] https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/abfallvermeidungsprogramm_bf.pdf